Samstag, 18. April 2009

Neuer Snackautomat & eine Odyssee am Westlake


In den letzten Tagen habe ich gemerkt, dass mir die Auslebung meiner Konfession in China sehr stark fehlt. Die wichtigsten Feiertage meiner religiösen Weltanschauung konnte ich, da auch an diesen Festtagen in China gearbeitet wird, nicht wirklich ausleben.
So fiel also das letzte Wochenende relativ konzis aus. Doch selbst aus diesen ungünstigen Bedingungen holen solch dynamische Persönlichkeiten, wie Max und meine Wenigkeit, das Beste heraus.

So wurde der Freitag zwar nicht mit Fisch sondern mit einigen Rachenputzern in unserer Zitadelle eingeleitet. Danach beglückten wir die Hangzhouer Nachtszene mit Aufenthalten in mehreren Clubs und überzeugten mit einem graziösen Hüftschwung.
Der Samstag ähnelte dem Freitag stark, nur dass wir das Osterfest mit einem all-you-can-eat Essen in einem Restaurant mit hauptsächlich Westlichem Essen und Köstritzer Schwarzbier begannen.

In Hangzhou sind die Temperaturen in der Woche an die 30°C Marke geklettert. Dies stellte sich allerdings zu unserem Nachteil heraus, da die Klimaanlage bei Bosch wohl frühestens ab Mai eingeschaltet wird. Das Schwaben gerne sparen, ist selbstverständlich bekannt, aber bitte nicht in diesem Bereich. Da sollten eher die Preise an dem neu eingeführten Snackautomat erhöht werden, bei dem man kulinarisch hochwertige Leckerbissen wie abgepackte Hühnerfüße erwerben kann.

Da diese appetitlichen Snacks Lust auf mehr traditionelle chinesische Küche machten, gingen Max und ich mit drei Kollegen am Dienstagabend in ein Restaurant in den Hangzhouer Bergen. Bei sommerlichen Temperaturen saßen wir auf einer Terrasse und genossen das leckere Essen, das wie immer für eine Überraschung sorgte. In der mit Hühnerfleisch, Salat und anderem Gemüse gefüllten Schüssel kam auf einmal auch der Kopf des Huhnes zum Vorschein. Zu unserer Verwunderung wurde dieser allerdings nicht gegessen und nur beiseite gelegt. Der Hühnerkopf verfolgte dann lediglich, wie wir den Rest seines Körpers verzerrten. Die anderen Speisen, leckere geröstete Nüsse, warmer würziger Salat... waren durchaus gaumenfreundlich.

Das Wochenende haben wir mit Sport und Sightseeing verbracht. Am Samstag sind wir relativ früh aus unseren Träumen erwacht, damit wir eine lange Wanderung am Westlake machen konnten. Nachdem wir eine kleine Bootsfahrt bei riesigen Wellen machten, viele Fotos geschossen haben und mindestens 10km mit unseren Chucks bei 30°C gelaufen sind, wollten wir schließlich mit einem Taxi, aufgrund der überfüllten Busse, zurück zu unserer Wohnung. Leider war wohl an diesem Samstag ganz Hangzhou plus Touristen auf den Beinen. All diese Heerscharen wollten wohl ein Taxi ergattern. Die Suche erschien aussichtslos, und so wurde die Odyssee fortgesetzt. Nur dieses Mal ging es den ganzen Weg wieder zurück. Selbst nach dem langen Fußmarsch an unseren Startpunkt blieb die Jagd nach einem fahrbaren Untersatz erfolglos. Also beschlossen wir erst mal etwas Flüssigbrot zu uns zu nehmen. Vom Zaubertrank gestärkt und mit neuem Enthusiasmus ausgestattet enterten wir sofort ein Taxi. Unsere leeren Nährstoffspeicher füllten wir dann in unserem chinesischen Lieblingsrestaurant „Grandma’s“,  und so konnten danach unsere mitgenommen Füße sich bei einem Live Bundesligaspiel in unserer Wohnung erholen.

Von den Profis im Fernsehen abgeschaut, wandten wir die Fähigkeiten gleich am nächsten Tag beim Spiel in der Companyleague an. Wir gewannen souverän mit 3:0 bei regnerischem Wetter. Somit dürften wir nach dem Sieg der vergangenen Woche auf Platz 1 sein. 

Wieder einmal muss ich feststellen, dass die Zeit ziemlich schnell vorbeigeht. Bereits in zwei Wochen geht es nach Guilin mit seiner herrlichen Flusslandschaft und den Karstbergen.

Zitat der Woche: (vor dem Ausflug zum Westlake)
Max: "Hey Olli, sollen wir noch vorher ein bisschen aufräumen?"
Olli: "Ah nee, das können wir auch noch wann anders machen."
Max: "Ja stimmt, im Mai oder so."

Und hier noch ein kleines Video vom Samstag am Westlake:

Dienstag, 7. April 2009

Leckere Kröten, ein Wasser in 420m Höhe & die Tour de Hangzhou


Mehr als 6 Wochen bin ich nun im Reich der Mitte, und noch immer sind einige Angewohnheiten der Chinesen fremd. Das Spucken auf die Straße, was durch ein lautstarkes "Hochziehen" angekündigt wird, wundert mich noch immer. Vor allem im Büro ist dieses ständige Hochziehen jener Körperflüssigkeiten, die normal in ein Taschentuch gehören, extrem ekelhaft.
Doch die Krone setzte dem Ganzen ein Kollege mit 15 minütigen Dauernasebohren in einem Meeting auf. Entweder scheinen diese Fingerfertigkeiten in der Öffentlichkeit nichts Besonderes zu sein, oder es wird von den anderen ignoriert und geächtet. Allerdings habe ich solche Gewohnheiten nicht nur bei dem erwähnten Kollegen gesehen.

Als Max und ich mit einigen Kollegen unserer Abteilung essen waren, hat unser Gaumen einige neue Geschmäcker kennen lernen dürfen. Neben Lotusblüten und anderen seltsamen Gemüsesorten haben auch Kröten den Weg in unser Inneres genommen. Diese glitschigen Viecher schmecken nach einer Mischung von Fisch und Hühnchen. Der einzige Nachteil dieser Speise ist, dass man das Fleisch von einem Knochen abnagen muss, da dieses Nagen bei den Chinesen höchst beliebt ist.

Die letzten Wochenenden haben Max und ich in Hangzhou verbracht. Einige Clubs wurden getestet, und das Fazit fällt durchaus positiv aus. Die Einrichtung der jeweiligen Lokalitäten kann sich wirklich sehen lassen. Alles ist sehr sauber, neu, und freier Eintritt erhöht die bei der Ankunft schon hohe Stimmung umso mehr. Allerdings gibt es zwar nur einen Minuspunkt, welcher aber eine hohe Gewichtung hat: Die Getränkepreise sind mit den deutschen auf einer Ebene. Trotz des letzten Punktes waren die Abende in den Zappelbunkern sehr amüsant.

Unser erstes Pflichtspiel der Company-League war ebenfalls an einem der letzten Wochenenden. Auf einem halben Kunstrasenfeld wurde versucht das Leder zu streicheln, doch as Spiel verlief nicht nach unseren Vorstellungen. Obwohl wir das Spiel die meiste Zeit kontrollierten gingen wir zweimal durch individuelle Abwehrfehler in Rueckstand. Leider gab es immer noch wenige Kombinationen und ein richtiger Spielfluss kam selten auf.
Zahlreiche Großchancen wurden aufgrund technischer Defizite und nicht genügend Überblick versemmelt. Solche Faux-pas kennt man eigentlich nur von deutschen Fussballgrößen wie Mario Gomez oder Kevin „Nutella“ Kuranyi.
Letzten Endes beendeten wir das Spiel gegen nicht all zu starke Gegner mit einem unglücklichen 2:2 und stehen somit schon fast wie der FC Bayern nach dem 1:5 Debakel gegen den Winterkorn Verein unter gewaltigen Druck.


Das letzte Wochenende war mit dem Tombsweeping day am Montag ein verlängertes Wochenende. Also beschlossen Max und ich am Freitagabend, nachdem wir unseren Beitrag zur Werkbank Chinas geleistet hatten, bis Sonntag nach Shanghai zu donnern. Nach einer langen Nacht, in der wir unter anderen in Clubs waren, in denen es ein Aquarium mit Haien gab, haben wir neben einer ausgiebigen Shoppingtour nur noch den Besuch des richtigen Shanghais Aquarium erledigen können. Die Annsammlung von Meereslebewesen war durchaus beeindruckend, da man die meiste Zeit durch einen Tunnel die Aquarien durchquerte. Somit schwimmten Schildkröten (bei denen uns das Wasser im Mund zusammenlief), Rochen, Haie… neben und über einem.
Am Sonntag sind wir unter strahlender Sonne nach Pudong zum JinMao Tower gefahren. Dort lockte uns die im 87. Stock höchste Bar der Welt (im Hyatt) mit einer wegen Smog nicht ganz so tollen Aussicht. Nach einem überteuerten Getränk haben wir noch die Lobby des Hotels bestaunt und sind für eine Besichtigung des Jinyiang Tempels Richtung Nanjing Road gebraust. Den Besuch Shanghais haben wir mit einem frischen Kokosnuss Milchshake in einem Cafe in der Nanjing Road bei angenehmen Temperaturen ausklingen lassen.

Den Feiertag am Montag begannen wir mit einer kleinen Fahrradrundfahrt in unserem Compound. Danach ging es mit unseren Bikes, auf die selbst Dopingverächter wie Lance Armstrong oder Jan Ulrich neidisch waeren, zu den Xixi Naturreservarten. Diese Tümpel waren etwas enttäuschend. Also haben wir noch eine kleine Tour in Hangzhou in der Nähe unseres Blocks gemacht und uns schließlich beim Tennisspielen komplett ausgepowered.

Die letzten Wochen waren wirklich schön und bisher möchte ich keine Erfahrung missen.
Besonders freut mich, dass Max und ich nun, dank eines chinesischen Kollegen, einen sehr günstigen Flug nach Singapur für Ende Mai gefunden haben. Traumstrände mit Hängematten, Sonne und türkisfarbenes Wasser warten also von uns erobert zu werden.

Das folgende Video ist eine kleine Zusammenfassung des verlängerten Wochenendes.