Dienstag, 24. September 2013

The Bright Side of Life in Hong Kong


Die ersten Wochen in Hong Kong haben sich leider dem Tempo der Metropole angepasst und sind viel zu schnell vergangen. Das Studium ist mittlerweile im vollen Gange und neben den Vorlesungen stehen zahlreiche Assignments und Group Projects an. Als großer Fan einer geordneten Work-Life Balance blieb jedoch noch genug Zeit Hong Kong weiter zu erkunden. Das Thema „Work“ wird jetzt an dieser Stelle etwas vernachlässigt und sich mehr auf das Thema „Life“ konzentriert.

Ryan, Camila und ich
Letzteres begann mit einer Boat Party, zu der mich mein Kommilitone Ryan (Hong Kong Local) eingeladen hat. Mit dabei war noch meine kolumbianische Kommilitonin Camila. An einem sonnigen Sonntag mit königsblauem Himmel begann der Ausflug um 10 Uhr morgens in Sai Kung, ein Viertel Hong Kongs, direkt am Meer, welches bekannt für sein Seafood und die nahe gelegenen Wandermöglichkeiten und nicht überfüllten Strände ist. Nachdem sich schließlich die 45 geladenen Gäste zusammengefunden hatten, ging es darum unser Boot für den Tagesausflug zu identifizieren. Da wir nicht die einzige Gruppe an diesem Tag waren, und sich die verschiedenen Boote praktisch nur so am Pier drängelten, war diese Aufgabe gar nicht so einfach. Es stellte sich schließlich heraus, dass wir das größte aller Boote (in diesem Fall eher ein Schiff) hatten. Insgesamt bestand das Boot aus drei Decks. Zur Ausstattung gehörten neben zwei Wasserrutschen, ein Karaoke Raum, eine Bar, ein Majong/ Poker Raum, ein Sprungbrett und ein Sonnendeck mit zahlreichen Liegen. Der Tag begann also vielsprechend. Mit zwei Kühlschränken voller Getränke, die natürlich mit dem Essen inklusive waren, schipperte der schwimmende Spielplatz zwischen den zahlreichen Inseln Hong Kongs entlang, bis er schließlich in einer Bucht ankerte. Der Rest des Tages wurde dann mit Schwimmen, Wakeboarden, Kajak fahren, Essen und Trinken verbracht. Mit dem Sonnenuntergang ging es dann wieder zurück nach Sai Kung, wo ich feststellte, dass die Zeit hier gerne so weitergehen kann.


Und im Prinzip ging es auch so weiter...mittlerweile habe ich mich auch in meiner WG gut eingelebt und zu einer neuen WG darf eine dementsprechende Feier natürlich nicht fehlen. Die für Hong Kong Verhältnisse doch relativ große aber dafür sehr günstige Wohnung wurde dann auch fast an ihr Limit gebracht.
Blick aus dem Fenster meiner Mitbewohnerinnen
Es bleibt noch zu erwähnen, dass es in dem Stockwerk unserer Wohnung ein Bermuda Dreieck wie in der Serie „How I met your mother“ gibt. Nur unser Bermuda Dreieck funktioniert wirklich. Es befindet sich im Treppenhaus, das man natürlich aufgrund des 12. Stocks eher nicht nutzt. Wir konnten dort schon ein komplettes Bett, eine Matratze oder auch einen Schrank abladen. Alles war innerhalb eines Tages verschwunden und hatte einen neuen Besitzer gefunden. Andersherum funktioniert es allerdings auch. Meine Mitbewohnerin Cansu hat vor kurzen einen Miniaturtischkicker entdeckt und eingesammelt.

Da letzte Woche das Mid-Autumn Festival in vielen Ländern Asiens gefeiert wurde, fanden am Donnerstag und Freitag keine Vorlesungen statt. Während dieser Zeit werden besonders gerne die bekannten „Mooncakes“ verschenkt, die zumindest mir und auch den meisten anderen westlichen Freunden überhaupt nicht schmecken. Trotzdem wollte ich mir die Feierlichkeiten mit ein paar Kommilitonen im Victoria’s Park und im umliegenden Viertel nicht entgehen lassen. Die lokalen Kinder tragen ähnlich wie in Deutschland an St. Martin Laternen in ihren Händen. Allerdings sind diese Laternen nicht so traditionell und so schön wie in Deutschland und werden auch nicht in liebevoller Arbeit mit Mama zusammen gebastelt, wie man auf weiter unten folgendem Bild unschwer erkennen kann. Aber diese Kinder wissen  gar nicht, was ihnen entgeht, wenn man seine selbstgebastelte Laterne durch die Straßen voller Stolz mit einem Teelicht trägt und eine Mutter einen voller Sorge vor potenziellen Abfackeln der Laterne beobachtet.
Fast schon etwas traurig: Aufblasbare Laterne
Der Victoria's Park war voll mit Lampions und vielen anderen toll geschmückten leuchtenden Objekten, wie z.B. lebensgroße leuchtende Tiere. Alles funkelte oder erstrahlte und trotz der riesigen dichten Menschenmengen und der tropischen Hitze, konnte man die Atmosphäre und die Farbenpracht durchaus genießen. Da die angekündigten Drachen erst gegen 23 Uhr im Victorias Park erscheinen sollten, versuchten wir die Drachen während ihres Marschs durch die umliegenden Straßen zu „fangen“. Das umliegende Viertel „Tin Hau“ war mit Fahnen und Lampions geschmückt und überall positionierten sich bereits Leute und warteten auf die Drachen. Ich erwartete im Grunde eine Art Drachen aus Stoff, in dem sich 4-5 Leute befanden und dieses Stoffgeflecht trugen. Ich wurde eines anderen belehrt. Den Kopf des Drachen trugen allein ca. vier schreiende Menschen und schwenkten ihn wild durch die Straßen. Der dahinter kommende Schwanz des Drachen war ein riesiges langes Geflecht, das mit Räucherstäbchen bestückt war und von dutzenden ebenfalls grölenden Leuten getragen und ebenso wild wie der Kopf geschwenkt wurde. Diese wilde Choreographie, die Räucherstäbchen und zusätzliches Getrommel anderer Begleiter des Drachen ließen das Urwesen in den engen Gassen des Viertels wirklich zum Leben erwecken.

Für Freitag war dann ein deluxes BBQ mit Ryan, Camila und noch vier deutschen Austauschstudenten am Strand geplant. Hierfür begaben wir uns erst mal auf Shopping Tour im eher westlichen Supermarkt „Taste“. Es wurden keine Kosten gescheut, sodass wir sogar am Ende Nürnberger Würstchen kauften. Jedoch schauten alle etwas verwundert als ich grünen Spargel und Bacon in den Einkaufswagen gelegt hatte. Dieses leckere Kombination lernte ich bei meinem Urlaub in San Diego bei meinem guten Freund Fabian im März kennen und mehr als zu schätzen.
Mit dem weißten Audi Q5 von Ryan ging es dann zum relativ abgelegenen Strand mit den BBQ Plätzen. Auf dem Weg dorthin sahen wir auch einige freilaufende Kühe, die einem etwas ein Alpengefühl vermittelten,
Nachdem die Kohle glühte und die ersten Bissen getan wurden, kamen die Nürnberger Würstchen bei Camila und Ryan besonders gut an. Jedoch wurden die kleinen Bruzzler dann gnadenlos von meinem in Bacon gewickelten Spargel geschlagen.
Deutsches BBQ an einem Strand Hong Kongs
Alle waren von diesem „fancy food“ sehr beeindruckt. Im Prinzip lässt sich der ganze Tag wie folgt zusammenfassen: Essen, Trinken, im Meer schwimmen, Essen, Trinken, im Meer Planschen, Essen, Trinken und Lagerfeuer am Strand. So stellt man sich ein Masterstudium vor.

Aber auch der Samstag sollte genutzt werden. Hierfür ging es per Minibus, welche überall in Hong Kong herumfahren, nach Sai Kung. Nach einem thailändischem Mittagessen mit unter anderem gutem Pad Thai, was mich stark an die zwei Wochen Thailand mit meinen Nürnberger Kommilitonen erinnerte, ging es per Taxi für ca. 20 Minuten weiter in die Natur Hong Kongs. Schließlich kamen wir zu einem Staudamm an dem die Straße endete. Nun standen ca. 20 – 30 Minuten Wandern auf dem Programm. Anfangs kreuzten auch hier Kühe unseren Weg. Nachdem der erste Aufstieg geschafft und ca. 2 Liter Wasser verschwitzt wurden, wurde die Tortur auch sofort mit einem sensationellem Ausblick auf unser Ziel, einem weißen, fast einsamen Strand belohnt.
Traumhafter Blick nach intensivem Aufstieg
Der Abstieg zum Strand und die Vorfreude auf eine Erfrischung in den hohen Wellen ließen den Weg schnell hinter sich bringen. Der zuvor gewonnene Eindruck von oben bestätigte sich schließlich. Ich entdeckte Hong Kong von einer neuen völlig naturbehaften Seite. Es ist wirklich unglaublich, dass man innerhalb von ca. 30 bis 45 Minuten von einer pulsierenden völlig überfüllten Metropole durch die Einsamkeit wandern und an einem weißen Strand das Leben genießen kann. Für zusätzlichen Spaß sorgten die extrem hohen Wellen, die sich wahrscheinlich aufgrund des anstehenden Taifuns zu riesigen Wänden auftürmten.
Glücklicherweise richte der bisher stärkste Taifun dieses Jahres in Hong Kong keine größeren Schäden an. Die Windstärke und der Regen von Sonntag Nacht auf Montag Morgen waren auf jeden Fall beeindruckend. Der Taifun wurde mit einer 8 auf einer Skala von maximal 10 Stufen gewertet. Dies hatte zur Folge, dass am Montag die Vorlesungen ausfilen, was mir nicht wirklich gelegen kam. Der verpasste Stoff wird nun an einem Samstag und am Chinese National Day (einem Feiertag) nachgeholt.

Meine Zeit hier in Asien weiß ich bisher mehr als zu schätzen. Ich nehme die Erfahrungen nun, aufgrund der doch etwas wenig freizeitbehafteten Zeit in Düsseldorf, viel intensiver als damals während meines Bachelor Studiums war und versuche jeden Augenblick zu genießen. Da man sich sehr schnell an das Leben hier gewöhnt, versuche ich mir zumindest mindestens einmal pro Tag bewusst zu werden, was für ein Privileg diese Zeit und diese Erfahrungen mal wieder sind.

Das folgende Video hat wie die oberen Beschreibungen den „Life“ Teil meiner Zeit hier in Hong Kong im Fokus.



Hong Kong - September 2013...so far from OliverM on Vimeo.

Donnerstag, 5. September 2013

Back to Asia


Victoria Harbour

Nach einem Urlaub in 2012 in Shanghai und Yunnan in China steht nun wieder ein längerer Aufenthalt im fernen Osten auf dem Programm. Mit Vietnam Airlines ging es schließlich über Ho Chi Minh City nach Hong Kong.

Bei dem dreistündigen Aufenthalt am Flughafen in Vietnam gab es dann die erste Bestätigung von Vorurteilen gegenüber Asiaten, die sich über die Jahre aufgebaut haben. Bei der Fahrt mit der Rolltreppe hinunter zum Gate brachte es tatsächlich eine Dame fertig nicht den Fuß wie gewohnt am Ende der Rolltreppe leicht anzuheben, sodass sie erst mal ordentlich den Boden küsste und natürlich Ihren männlichen Begleiter gleich mitriss. Während dieser Szene  befand ich mich circa fünf Reihen hinter den leichtfüßigen Opfern und ahnte schon, dass die Herrschaften vor mir nicht die schnellsten im Schalten sein werden. Deshalb purzelten die völlig überforderten armen Teufel vor mir übereinander, wie eine Ansammlung von Dominosteinen und bildeten einen wachsenden und quiekenden Haufen Elend. Ich brüllte derweil von hinten, dass sie doch bitte den Notschaltknopf an der Seite am Ende der Rolltreppe betätigen sollten. Dies schien jedoch zu viel des Guten, sodass ich schließlich über den Haufen sprang und mit Drücken des Knopfes dem bunten Treiben vorerst ein Ende bereitete. Mit Hilfe einer Airlineangestellten konnten wir dann schließlich den Haufen auflösen und gen Hong Kong aufbrechen.

Kurz nach der Ankunft in Hong Kong habe ich mich mit meinen zukünftigen Mitbewohnern (Daniela und Cansu) getroffen, um einige Dinge bei IKEA zu kaufen. Da mein Zimmer nicht möbliert ist, habe ich mich mit den nötigsten Dingen und den billigsten Versionen davon eingedeckt. IKEA befand sich nicht wie in Deutschland in einer riesigen blauen Halle, sondern in einem Hochhaus, in denen einige Stockwerke von IKEA angemietet wurden, auf denen man durch die gewohnten Verkaufsflächen laufen konnte. Die gewünschten Möbel werden dann bei einem Mitarbeiter bestellt und zu einem vereinbarten Termin nach Hause geliefert, da auch nur die wenigsten Einwohner in Hong Kong ein eigenes Auto haben.

Die erste Woche habe ich in einem Hotel im Viertel Yau Ma Tei gewohnt, in dem sich auch meine zukünftige Wohnung befindet. Die ersten Tage wurden dann hauptsächlich mit Flanieren verbracht. Trotz Kenntnis der Stadt verwundern einen noch immer die Menschenmassen, die durch die Straßen und Einkaufszentren zu jeder Tageszeit unter den unzähligen Neonreklamen strömen und Opfer des Konsums sind. Negativ wirkt sich an dieser Stelle die Verbreitung des Smartphones aus, da eine sehr große Anzahl von Menschen das Laufen und ihre Aktivitäten auf dem Handy kombinieren, was bei der hohen Frequenz von Passanten auf Bürgersteigen zum einen die Fließgeschwindigkeit drastisch reduziert und des Öfteren zu Zusammenstößen führt.

Ein abendlicher Besuch im Stadtteil Tsim Sha Tsui mit Blick auf den hell erleuchteten Victoria Harbour durfte natürlich in der ersten Woche auch nicht fehlen. Die Skyline Hong Kongs, was wörtlich übersetzt duftender Hafen bedeutet, ist immer wieder beeindruckend. Der frische Wind, die vorbeifahrenden Schiffe und die sich im Meer spiegelnden Lichter der Hochhäuser lösen bei mir immer noch Gänsehaut aus. Mit Hilfe eines iPods und Musik kann man dann auch die kontinuierliche Beschallung anderer Touristen ausblenden.

Hong Kong City University 
 Ebenfalls in der ersten Woche gab es zwei Orientationsprogramme der Universität, zum einen ein programmspezielles sowie ein allgemeines. In meinem Programm nehmen insgesamt 100 Studenten teil, von denen 10 internationaler Herkunft und 40 lokaler Herkunft sind. Der Rest stammt aus Mainland China. Ansonsten macht die Universität einen guten ersten Eindruck, was unter anderem mit diversen Sportmöglichkeiten, wie Gym, Klettern, Squash, Golf, Badminton.... zusammenhängt. Etwas amüsant ist, dass man über eine Rolltreppe aus einer Shopping-Mall in die Universität gelangt. Ob das mit dem Anregen der Binnenkonjunktur zu tun hat, weiß ich jedoch an dieser Stelle nicht. Allerdings gab es die Universität vor der Shopping Mall.

Sinnesüberreizung in Hong Kong
Seit Samstag lebe ich nun endlich in meiner neuen WG im Viertel Yau Ma Tei, welches ziemlich zentral in Hong Kong liegt. 

Typisch für diese Gegend sind die vielen Leuchtreklamen. Manche Straßen sind durch die bunten und vielen Reklamen so stark erleuchtet, dass es manchmal Abends heller als tagsüber ist. In unmittelbarer Nähe meiner Wohnung bekomme ich eigentlich alles, was man braucht und auch zur U-Bahn sind es maximal drei Gehminuten. Nachdem ich die ersten zwei Nächte etwas unbequem auf dem Boden verbracht habe, wurden schließlich am Dienstag die Möbel geliefert und aufgebaut, sodass ich mich nun auch wirklich angekommen fühle.