Mittwoch, 18. März 2009

22 Jahre und ein Wochenende in Shanghai


An meinem Geburtstag wurde ich von Max um 24Uhr mit einem Sky Vodka Cocktail Set überrascht. Das wurde aufgrund des folgenden Arbeitstages nicht gleich eingeweiht.
Ins Office habe ich den Kollegen ein paar Ferrero Küsschen (Dank an die Frankfurter Spender) mitgebracht. Von der guten deutschen Schokolade waren die chineischen Gaumen natürlich ganz entzueckt. Allerdings machte der Name der Firma Ferrero, meinem Sitznachbar einige Probleme. Nach einigen Versuchen kam doch immer wieder "Feleelo" aus seinem Mund heraus, was allerdings Max und mir, das ein oder andere Lächeln ins Gesicht brachte.

Nachdem wir unsere "Knochenarbeit" pünktlich um 16.30Uhr beendet und einen Nudelnmann besucht hatten, ging es zur Feier des denkwürdigen Tages in das schon in einem früheren Bericht erwähnten Spa. Als wir unseren Wellness Aufenthalt beendet hatten, wurden in der Wohnung noch kurz einige Geburtstagsemails beantwortet, bevor die Utensilien für das Wochenende gepackt wurden.

Denn am nächsten Tag (Freitag) ging es direkt nach der Arbeit mit insgesamt neun Personen per Zug (aehnlich dem ICE) nach Shanghai. Nach 1h 20min fuhren wir im Shanghaier Süd Bahnhof ein. Die ThyssenKrupp Metro brachte uns zur Station "Najing Road" (berühmte Einkaufsstrasse), von der es nicht mehr weit zu unserem zentral gelegendem Hostel war. Nachem wir eingecheckt hatten, ging es in den 6.Stock in die Skybar, von der man einen perfekten Blick auf die Skyline hatte.

Schliesslich wurden die in bereits dreistelligem Dezibel-Bereich knurrenden Mägen nach einer gefühlten Odysse für ein geeignetes Restaurant mit japanischem Fastfood gestillt und endlich konnten wir das Shanghaier Nachtleben einem Test unterziehen. Dieser Test fiel durch die zahlreichen und zum Teil günstigen Clubs durchaus erfolgreich aus.

Am nächsten Tag haben wir unter einem blauen Himmelszelt mit einer krönenden Sonne, die grösste Stadt Chinas besichtigt. 
Der Spaziergang am Bund (die Uferpromenade) mit Blick auf die Wolkenkratzer von Pudong war bei dem kaiserlichen Wetter ein guter Start in den Tag. Nachdem wir etwas über die Najing Road geschlendert waren, machten wir uns auf den Weg nach Pudong (Finanzzentrum) mit seinen Wolkenkratzern. 
Dort überraschte uns ein Paulaner Biergarten an der Uferpromenade. Der Maibaum ragte wie der Stern über Betlehem neben den ganzen anderen Ufercafes hinaus. Uns wurde also der Weg praktisch vorausbestimmt, und so mussten wir natuerlich in der Sonne noch eine Weissbier genießen. Danach ging es per Metro noch in eine Mall, in der es auschliesslich "original copy products" (wie es manche Händler nennen) zu kaufen gab.

Von Smog war auch am Sonntag keine Spur. Mit morgendlichen Sonnenstrahlen und noch höheren Temperaturen machten wir uns auf den Weg in die Altstadt Shanghais. Erst die alten Gebäude, Gärten und Tempel liessen das Gefuehl enstehen, dass man sich in einer chinesischen Stadt befindet.

Das Wochenende liessen wir dann mit einem Essen in der Skybar des Hostels mit Sonnenuntergang und doch etwas schmerzenden Füßen ausklingen, bevor wir wieder mit dem Zug nach Hangzhou brausten.

Das gute Wetter vom Wochenende läutete auch den Start in die neue Woche ein. Mit frühlingshaften Temperaturen begann der Montag, wie immer viel zu frueh.
Nach dem Malochen sind Max und ich in ein Sportgeschaeft gefahren, um uns mit Sportaccessoirs etwas auszurüsten. Denn ab naechsten Sonntag beginnt eine Fussballliga, in der wohl einige Firmen regelmaessig Sonntags gegeneinander spielen werden.Von Bosch werden wir deshalb mit Deutschlandtrikots ausgestattet, die uns angemessen repraesentieren und hoffentlich zu einer guten Platzierung tragen werden.

Bisher stand in dieser Woche bei ca. 25 Grad hauptsächlich Sport auf dem Programm. Gerade eben (22:00Uhr) sind wir vom Nudelmann unter warmer 22°C Frühlingsluft gekommen, nachdem wir zuvor zwei Stunden Tennis auf unserem Compound gespielt haben.
Als wir zum Platz gelaufen sind, haben wir den Swimming Pool des Compounds begutachtet. Dieser ist in einem super Zustand, sodass er locker mit Pools aus Clubs wie Aldiana oder Robinson mithalten könnte. Wir hoffen, dass wir ihn vielleicht schon am Wochenende einweihen können. 


Mittwoch, 11. März 2009

Sonnenstrahlen, fehlendes Spielverständnis & ein famoser Figaro-Besuch

Als Max und ich am Montagmorgen aus unserer Wohnung ins Freie kamen, trauten wir unseren Augen nicht. Blauer Himmel, Sonnenschein und angenehme Temperaturen. Endlich scheinen die relativ kalten und regenreichen Tage vorbei zu sein. Vor allem, als wir uns in der Mittagspause von unserem Büro auf den Weg zum Futtertrog machten, mussten wir die Augen zusammenkneifen. Nicht um uns ethnisch anzupassen, sondern um die Augen vor Helligkeit zu schützen. Sie waren grelle Sonne gar nicht mehr gewöhnt.

Da das gute Wetter auch am Dienstag anhielt, übte ich nach der Arbeit mit lauter Chinesen und einem brasilianischen Praktikanten auf dem Firmeneigenen Fußballplatz den deutschen Volksport aus. Die anderen Praktikanten hatten entweder keine Lust, keine Zeit bzw. keine richtige Sportbekleidung. 
Bereits nach kurzer Zeit bemerkte ich, dass Spielverständnis, Ballgefühl sowie jegliche Absprache im Spiel Fremdwörter für Chinesen sind. Günther Netzer hätte wohl seinen Spaßdiesen ungeordneten Haufen nach dem Spiel retohrisch auseinander zu nehmen.
Da die Fehlpässe die "Spielzüge" so stark überwogen, dass man es gar nicht mit Zahlenverhältnissen ausdrücken kann, konnte ich auch keine Spiellaune entwickeln. Der Brasilianer und ich fühlten uns von den anderen Praktikanten etwas im Stich gelassen. Allerdings wollen diese das nächste Mal unser Vaterland auf dem Platz auch verteidigen, was dann sicherlich die Lust am Spielen mit dem kreisrunden Leder wieder steigt.  

Heute statteten Max und ich einem Figaro-Salon einen Besuch ab.
Zunächst wurden unsere Haare mit einer Creme und einer noch nie verspürten Kopfmassage verwöhnt. Ich wusste gar nicht, dass ich dort so viele Nerven besitze. Nachdem dann die Haare (natürlich ebenfalls mit Kopfmassage) gewaschen wurden, durften wir uns auf einem neuen Sessel in die waagrechte Liegeposition begeben. Auf dem Ledersessel angekommen wurden zuerst die Ohren ausführlich gereinigt und massiert. Danach wurden dann neben dem Kopf, dem Nacken, die Arme, die Brust, die Hände und auch die Finger massiert. Nachdem unsere Nerven ca. 45min auf Rosen gebettet wurden, kamen wir zum eigentlichen Grund unseres Besuches: Haare schneiden. Dies dauerte dann ca. 10-15min. Anschließend wurden dann die Haare noch einmal gewaschen und geföhnt.
Doch alle guten Dinge haben auch ein Ende. 
Zum Abschluss wurden wir dann doch zur Kasse gebeten. Dieser Gang war allerdings aufgrund des Preises für dieses Verwöhnprogramm von 25RMB (2,55€) durchaus akzeptabel. Ich möchte nicht wissen, was man in Deutschland für solch eine Behandlung zahlen würde. 

Am Freitag werden wir uns direkt nach der Arbeit übers Wochenende in die Weltmetropole Shanghai begeben. Doch davon gibt es das nächste Mal mehr...


Freitag, 6. März 2009

Aufgetauchte Süßigkeiten, eine Hühnerklaue und ein schöner Abend am Westlake

Mittlerweile bin ich zwei Wochen in Hangzhou und die letzte Woche begann gleich mit einer angenehmen Überraschung.
Meine zuvor durch den Chauffeur verschollene Süßigkeitentasche ist wieder aufgetaucht. Anscheinend hatte er sie noch am selben Abend, als ich angekommen bin, wieder zurück zu meinem Compound gebracht und den Wachleuten gegeben. Diese schienen sie wohl anfangs vergessen zu haben, doch die Tasche mit guter deutscher Rittersport und anderen Leckereien hat nun wieder seinen Besitzer gefunden. 

Am Dienstag Abend kam mein  Kumpel, zukünftiger Mitbewohner und Kollege Max in Hangzhou an. Nach kurzer Begrüßung sind wir erst mal etwas im "Grandma's kitchen" essen gegangen. Das ist eine chinesische Restaurantkette die zu günstigen Preisen sehr gutes Essen serviert. 

Den Mittwoch und Donnerstag Abend haben wir aufgrund von Müdigkeit hauptsächlich in unserem Viertel verbracht.
Nachdem wir in der mall unseres Viertels ein paar Lebensmittel eingekauft und uns über einige Marketing-Plagiate (ein Sportladen mit dem Slogan "anything is possible" direkt neben einem Adidas Store mit dem altbekannten Slogan "impossible is nothing") lustig gemacht hatten, sind wir noch essen gegangen.
Wir hatten mal ein neues Restaurant versucht und wahllos auf der Speisekarte vier Gerichte ausgewählt. Drei davon waren sehr gut. Das Gericht auf dem vierten Teller mit lauter kleinen knochigen Fleischstücken, seltsamer Sauce und Gemüse schmeckte etwas seltsam. Wahrscheinlich hätten selbst abgehärtete hochintellektuelle Dschungelcampbewohner, wie Michaela Schaffrath oder Daniel Kübelböck, einen Ekel entwickelt. 
Nach einigem "herumstochern" fanden wir schließlich noch einen Hühnerfuß. Danach beschlossen wir von diesem Gericht und auch dem relativ teurem Restaurant in Zukunft die Finger zu lassen. 

Erste Sonnenstrahlen seit meiner Ankunft habe ich am Freitag genießen können. Aufgrund des guten Wetters beschlossen Max und ich nach der Arbeit auf den "night market" in downtown zu gehen. Nachdem einige Chinesen uns vergebens versucht haben den Weg zu erklären, haben wir schließlich durch die Rezeptionistin eines Hotels dann doch das gewünschte Ziel erreicht. 
Der so genannte night market ist ein Markt unter freiem Himmel, der erst gegen 17Uhr seine billigen und von "high quality" Waren präsentiert. Nachdem wir uns dutzende Poloshirts, Pullover, Sonnenbrillen, Hüte, Uhren (Rolex, Omega...) angeschaut und auch etwas gekauft hatten, sind wir dann schließlich zum Westlake an der Hubin Lu gegangen. Die Hubin Lu ist wohl die Promenadenstraße in Hangzhou und genau der richtige Platz um einen Tag mit einer schönen Wassershow à la Las Vegas ausklingen zu lassen.

Nach einer Arbeitswoche müssen Praktikanten auch mal ausschlafen, und so haben sich Max und ich erst gegen 14Uhr am Samstag auf die Suche nach einem Gym gemacht. Nachdem wir uns auch etwas durch die Menschenmengen in der City durchgewühlt haben und in dem ein oder anderem Laden bzw. Fakeladen in irgendwelchen Wohnbarracken waren, haben wir schließlich ein geeignetes Gym am "Yellow Dragon Sports Center" gefunden und einen ziemlich langen Fußmarsch hinter uns gebracht. 

Generell sind die chinesischen Geschäfte seien es Bäckereien, Bekleidungsläden oder riesige malls immer für eine Überraschung gut. Man begegnet des öfteren deutschem und schweizerischen Traditions-Liedgut von Interpreten, wie Scooter oder DJ Bobo, die einen bis nach China verfolgen. 
Ein Highlight war jedoch, als am Samstag das Lied "Deutschland" von den Prinzen in einer Bäckerei unsere Ohren bezirzte. Hier ein kleiner Auszug der lyrics: 
"...Es kann jeder hier wohnen, dem es gefällt
Wir sind das freundlichste Volk auf dieser Welt
Deutsch, deutsch...
Nur eine Kleinigkeit ist hier verkehrt
Und zwar, dass Schumacher keinen Mercedes fährt
Das alles ist Deutschland - das alles sind wir
Das gibt es nirgendwo anders - nur hier nur hier..."

Am Samstagabend ging es nachdem wir ins unserer Wohnung Hoffenheim gegen Bremen live auf CCTV5 gesehen haben, noch in das Hangzhouer Nachtleben. Die Getränkepreise in den Clubs von Hangzhou sind den deutschen Preisen sehr ähnlich. Der Grund dafür ist wohl die hohe Anzahl reicher Chinesen die in Hangzhou wohnhaft sind. Hangzhou gilt als eine der reichsten Städte Chinas und generell leben hier viele wohlhabende Menschen.

Auf die kommende Woche freue ich mich schon, da sie von den Temperaturen deutlich besser werden soll. 


Sonntag, 1. März 2009

Verregnetes Hangzhou, leckeres Essen & ein himmlisches Wellness Erlebnis


Die ersten zwei Tage wurden bei Bosch zunächst formelle Dinge geklärt. Doch nach kurzer Zeit habe ich nun auch Anteil am daily business und sonstigen Projekten. Die Anlage von Bosch ist wirklich sehr imposant und ich freue mich schon auf besseres Wetter, damit wir den eigenen Fußballplatz nutzen und den chinesischen Kollegen eine Lektion im deutschen Volkssport erteilen  können. Die Kollegen sind alle sehr nett und es macht auch echt Spaß mal eine andere Kultur und Arbeitsweise kennenzulernen. 

Am Dienstag war ich mit zwei Kollegen nach der Arbeit bei einem Nudelmann essen. Das sind typische Straßen"restaurants" in dem man an kleinen Tischen mit Hockern sitzt, während der Koch die Nudeln frisch in kürzester Zeit durch Herumwerfen vor einem zubereitet. Die Nudeln gibt es dann je nach Wunsch mit verschiedenem Gemüse und Fleisch für 0,80€-1€. Natürlich sind in dem Preis Tee und eine kleine Suppe auch enthalten. So ein Nudelmann gibt es auch in der nähe meiner Wohnung, was sehr praktisch ist.

Gut gestärkt sind wir danach in ein Spa geschlendert. Das war wohl eines der luxuriösesten Erlebnisse. Allein die Einrichtung und das Design hat 5 Sterne verdient. In dem Spa konnte man neben unzähligen Luxusduschen mit massenhaften Shampoos und Cremes noch Sauna und einen Pool mit Fernseher genießen. Der Service war auch "michelin-mäßig". Es werden einem Handtücher gereicht, beim Abtrocknen am Rücken wird geholfen und die 80 Minuten dauernde Massage mit entspannender Musik war die Krönung des 15Euro "teuren" Aufenthaltes. Theoretisch könnten man dort den ganzen Tag bleiben, aber irgendwann ist sicher auch jede Haut aufgeweicht und die Seele hat sich ausgebaumelt. 

Leider ist das Wetter nicht gerade sensationell. Es regnete bisher jeden Tag und durch diese Nässe ist es auch recht kühl. Aber wahrscheinlich werde ich mich nach dieser Kühle sehnen, wenn im Juli 40°C mit hoher Luftfeuchtigkeit meine Tage bestimmen. 

Da am Freitag sieben Praktikanten ihr Praktikum beendet haben, sind alle Praktikanten und ein paar Chinesen in einem japanisch-chinesischen Restaurant essen gegangen. Das Mahl war dort wirklich grandios. Für chinesische Preise war es mit 15€ (all you can eat and drink) ziemlich teuer. Doch der Gaumen wurde mit bestem Fleisch, verschiedensten Gemüse, bestes Seafood (Muscheln, Schrimps, Fisch...), Obst und Eis verwöhnt. Normalerweise bin ich überhaupt kein Seafoodesser, aber dort hat einfach alles unglaublich lecker geschmeckt. Man saß in einem Halbkreis, im Innern das Kreises standen die Köche und haben die verschiedenen Sachen die zuvor roh vor einem stehen nacheinander zubereitet. 

Am Samstag habe ich bei strömenden Regen Hangzhou etwas erkundet. Zunächst bin ich mit dem Bus für 0,20€ zum Westlake gefahren und bin dort etwas herumgeschlendert. Der Westlake ist ein sehr großer See mit unzähligen Pagoden, Inseln und Labyrinthen von Wegen. 

Nachdem es bei dem Regen jedoch nicht ganz so toll war und die Stimmung nicht gerade am Siedepunkt war, bin ich schließlich downtown und war in einigen Geschäften um mich aufzuwärmen. Da ich nicht gerade die wärmste Kleidung mit nach China genommen habe, habe ich mir am Samstag noch zwei Pullover gekauft. 

Am Abend war ich dann mit ein paar Praktikanten in einer Bar und danach noch in einem Club. Die Chinesen sind sehr ausgiebige Trinker. Allerdings scheinen sie sich zu überschätzen und es kommt nicht gerade selten vor, dass man auf der Toilette einige Chinesen sieht, die den kurz davor getankten Alkohol durch den Mund wieder loswerden. Trotzdem war es ein sehr amüsanter und langer Abend.

Die letzte Woche war also trotz des sehr schlechten Wetters angenehm. Leider soll dieses Wetter noch anhalten. Doch ich hoffe, dass mein Kommilitone und Kollege, der am Dienstag auch nach Hangzhou kommt und mit mir in der WG lebt, gutes Wetter für die zweite Woche hier in China mitbringt.