Shwedagon Pagode |
Als ich in der Hauptstadt Rangun oder Yangun ankomme ist es bereits dunkel. Nach dem klimatisierten Flughafen, erwartet mich angenehme sommerliche Luft vergleichbar mit einem deutschen Sommerabend. Als erstes fällt jedoch das Vogelgekreische nach der Ankunft auf. In Hong Kong hört man nur sehr selten Vögel. In Yangon ist das komplette Gegenteil der Fall. Das Gekreische lässt einen noch einmal deutlicher fühlen, dass man in den Tropen ist. Die Taxifahrt zur Unterkunft findet im vergleich zur restlichen Infrastruktur Myanmars auf erstuanlich guten Straßen statt. Da jedoch keine Straßenbeleuchtung vorhanden ist, sieht man immer nur kleine Lichter an den Straßenrändern. Die Lichter gehören zu Garküchen oder auch einfachsten Behausungen welche entweder eine Art von zelt oder minimale Hütten mit improvisierten Wänden aus Pappe oder Stoff sind. Auf dem Boden dieser Hütten sitzen oder liegen oftmals 3-4 Personen dicht aneinandergedrängt. Ab und zu kommt dann ein richtiges Gebäude, welches zur Regierung, Militär gehört oder ein Hotel ist. Je näher ich mich dem Zentrum und auch meiner Unterkunft nähere desto mehr weichen die Hütten größeren Gebäuden. Die entgegen fahrenden Autos blenden einen und mir fällt schließlich auf, dass mein Taxifahrer die ganze Zeit mit Fernlicht unterwegs ist. Das erklärt einiges. Aufgrund der fehlenden Straßen und häuslicher Beleuchtung macht die Stadt keinen freundlichen ersten Eindruck. Als der Taxifahrer dann eine Abkürzung über einen LKW Friedhof zu nehmen scheint, kommt dann auch ein erstes ungutes Gefühl auf. Das weicht aber sofort nach Ankunft im Hotel. Extrem freundliches Personal, ein welcome drink sowie ein großes Zimmer mit Fernseher erwarten mich in der viel zu überteuerten 2 Sterne Unterkunft. Die Preise für Unterkunft und Verkehrsmittel sind in Myanmar in den letzten Jahren aufgrund der steigenden Nachfrage explodiert.
Der nächste Tag, so wie jeder weiterer begingt mit Sonnenschein, nicht zur hoher Luftfeuchtigkeit und somit angenehmes Wetter. Da Inlands Transportmittel vorab nicht zu buchen sind, mache ich mich per Taxi auf den Weg zur einer Travel Agency. Nachdem der Taxifahrer hört, dass ich aus Deutschland komme, schwärmt er mit gebrochenem Englisch vom deutschen Fußball insbesondere dem FC Bayern. Dass die Münchner die Club Weltmeisterschaft gewonnen haben, scheint man auch in Myanmar zu wissen. Auch die deutschen Autos, von denen man keine auf den Straßen sieht, haben es dem Taxifahrer angetan. So gut wie alle Fahrzeuge sind aus zweiter Hand und kommen aus Japan oder China. Es ist immer wieder beeindruckend, dass der FC Bayern mit das erste ist, was Menschen einem in Asien zu Deutschland nennen. Da muss man einmal mehr vor der Arbeit Uli Hoeneß größten Respekt zollen.
Bei Sonnenschein macht Yangon mit seinen Pagoden, die man nur barfuß, wie auch im Rest des Landes betreten darf, gleich einen viel freundlicheren Eindruck. Es fällt auf, dass die meisten Männer keine Hosen, sondern ein gefaltetes Stück Stoff tragen, den Longyi. Insbesondere bei vielen Männern sieht man rötlich gefärbte Zähne. Die Farbe kommt durch das ständige Kauen von Betel, im Grunde ähnlich wie Kautabak mit gleichen Effekten.
Kolonialgebäude, das Pflege bedarf |
In der Stadt fällt einem schnell auf, dass vielen Frauen eine gelbliche Paste auf Wange und Stirn tragen. Auch in Myanmar besteht das typische asiatische und wahrscheinlich auch gesündere Schönheitsideal von weißer Haut. Die Paste dient also zum Schutz vor der Sonne und soll angeblich diese weißer werden lassen. Unweit einer schönen koloniliaschen Kirche mit einem gepflegten Garten befindet sich der Bogyoke Aung San Markt auf dem im Unterschied zu vielen anderen asiatischen Märkten, die Ware nicht mit lautem Geschrei angepriesen wird. Jedoch schrie während meiner Nächte in Yangon irgend ein Tier extrem laut. Es war ein Geschrei was ich nicht zuordnen konnte und einen trotz tiefen Schlaf oftmals weckte. In der zweiten Nacht konnte ich es schließlich einem Gekko zuordnen, dessen Revier wohl mein Zimmer war.
Im Sule Paya Tempel lernte ich den jungen lokalen Geschichtsstudent Bee Ay kennen, der sich als Guide etwas dazu verdiente.
Sule Paya Tempel |
Am nächsten Tag brachte mich mein Guide in ein Viertel Yangons, welches die wirkliche Lebensweise der Menschen hier widerspiegelt - Leben im Slum in einfachsten Behausungen.
Mönche beim Mittagessen |
Das nächste Ziel der Reise war Bagan. Zunächst musste die Busstation in Yangon erreicht werden die ca. 1,5h mit dem Taxi außerhalb Yangons ist und einem wie ein Slum in Little India vorkommt. Dennoch war das Personal durchaus organisiert und im "Wartebereich" gab es sogar Wifi. Der Nachtbus verlies dann überpünktlich Yangon. Trotz 12 Grad Außentemperatur lief die Klimaanlage auf Anschlag sodass alle Mitfahrer sich in die angebotenen lila farbenden Decken einwickelten.
Komfortabler Reisebuss |
Bagan und dessen Umgebung bietet mit mehr als 4000 Stupas, Pagoden und Tempel, die weltweit größte Ansammlung buddhistischer Anlagen. Zunächst mietete ich mir ein Fahrrad. Der Verleiher war auf die Dreigangschaltung des japanischen Fahrrads extrem stolz und erklärte mir doch tatsächlich, dass ich beim bergauffahren den ersten Gang und sonst den zweiten Gang benutzen sollte. Die meiste Zeit fuhr ich im dritten. Bagan ist in Old und New Bagan geteilt. Entlang der staubigen aber asphaltierten Hauptstraße liegen unzählige Tempel, Stupas und Pagoden, die jeweils durch etwas holprige Seitenwege erreicht werden können. Hier scheint die Zeit noch still zu stehen, und man ist oft alleine an den einzelnen Plätzen. Manche Pagoden kann man durch enge Gänge und mit Taschenlampe bewaffnet hinaufsteigen.
Typische Tempellandschaft in Bagan |
Von Bagan ging es per Bus weiter nach Mandalay. Die Tagesfahrt war besser und schneller als erwartet. Nur ein paar mal überkam meine Mitfahrer und mich ein ungutes Gefühl als wir eine stillgelegten Bahnbrücke über einen Fluss nahmen oder als die Straße endete und man eine halbe Stunde auf Sand fuhr.
In vielen südostasiatischen Ländern begegnet man dem selben Phänomen. Westliche, meist zwischen 18-30 jährige Selbstfindungsstudenten meinen für ihre Tour durch Kambodscha, Thailand und Co jegliche westliche Kleidungskonventionen abzulegen und laufen entweder die ganze Zeit im gleichen Longyi, oder mit einer einer bunten elefantenbestückten Art von Jogginghose und wirken wie ein Kartoffelsack mit deutscher Kartoffel, französischem Baguette oder sonnenverbranntem Engländer darin. Bestückt sind diese dann mit duzenden Holzketten, die sie sich an irgend einem Touristenstand viel zu teuer erhandelt haben und freuen sich jetzt mit ihrem Longyi und ihrem überteuertem Halsschmuck ein Local zu sein. Dass man jedoch keinen einzigen Einheimischen so herumlaufen sieht, scheint die "backpacker" nicht zu stören. Da freut man sich richtig, wenn man die meist in Reisegruppen auftretenden 30-60 jährigen Touristen sieht, die mit ihrer kompletten Wanderausrüstung von North Face, Columbia etc. gleich den Mount Everest besteigen könnten. Sicher bin ich mit einem Deutschlandtrikot auch nicht das beste Beispiel. Allerdings versuche ich als Top Favorit bei der kommenden WM in Brasilien etwas Patriotismus zu zeigen und Werbung für Jogis Jungs zu machen. Grundsätzlich sollte man sich wohl auch hier eher an die Lehre Buddhas halten und den Mittelweg gehen.
Mandalay selbst ist die zweitgrößte Stadt Myanmars und nach Bagan eine Enttäuschung. Neben dem Sonnenuntergang auf dem Mandalay Hill und ein paar wenige Tempel hat die Stadt nicht viel zu bieten. Nach einer katastrophalen Unterkunft in Bagan, in der man das Bad aufgrund unglaublichem Schimmelgestank nur eingeschränkt benutzen konnte, kam einem das neue und günstigere 2 Sterne Hotel in Mandalay wie ein Paradies vor.
Irrawaddy River mit "Kindergrippe" rechts unten im Bild |
Nach Mandalay ging es auf einer 11 stündigen nächtlichen serpentinhaften Höllenfahrt per Bus zum Inle Lake. Auch hier wurde der Bus auf gefühlte Null Grad heruntergekühlt, und man war mehr als froh, als man schließlich das Ziel erreicht hatte. Aus Mandalay schien ich dann auch die obligatorische Magen-Darm Krankheit mit zum Inle Lake gebracht zu haben, sodass ich einen kompletten Tag außer Gefecht gesetzt war.
Fischer auf dem Lake Inle |
Am Inle Lake sind außerdem einige Langhals-Frauen anzutreffen. Durch verschiedene Ringe um den Hals versuchen diese Frauen einen möglichst langen Hals zu bekommen. Die Zahl der Ringe wird stetig erhöht sodass der Hals tatsächlich um einiges länger als bei anderen Menschen ist.
Am letzten Tag hatte ich mir noch eine andere Unterkunft suchen müssen - das Aquarius Inn. Es war eines der wenigen Hotels, die ihr Geld wirklich wert waren. Große und neue Zimmer mit Balkon ließen einen mit Hilfe des kleinen schönen Garten perfekt entspannen.
Myanmar hat an der Westküste auch einige Strände zu bieten. Mit einer durchaus fragwürdigen Propellermaschine ging es vom Inle Lake zum Ngapali Beach.
Propeller Maschine zum Ngapali Beach |
In Ngapali angekommen, erwarten einen ein paradises her Postkartenstrand, der mit Kokosnusspalmen gesäumt ist. Ein Zimmer in einer kleinen Hütte direkt am Strand ließ einen bei Meeresrauschen einschlafen und aufwachen. Auf einer Terrasse konnte ebenfalls direkt am Strand mit Blick auf den bengalischen Golf gegessen werden.
Postkartenstrand in Ngapali |
Bilder sagen mehr als viele Worte. Impressionen meiner Reise gibt es hier zu sehen oder im nachfolgenden Video.
Myanmar from OliverM on Vimeo.
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